Konzertabend von Frauen für Frauen in historischem Gemäuer
22. Juni 2023 – Die Stimme erheben war das Motto der Jubiläumsfeier des Lyceum Clubs in Köln. Vor 120 Jahren träumte die junge Schriftstellerin Constanze Smedley von einem Netzwerk von Frauen, die sich gegenseitig inspirieren, zuhören und unterstützen. Und nun feierte der Kölner Club ein Jubiläum. Constanzes Traum hat bis heute weitergelebt.
Die Musikerinnen Laura Pitz und Anna Lautwein führten die Gäste durch einen ganz besonderen und ergreifenden Konzertabend. Sie teilen die Leidenschaft, Werke von Komponistinnen ans Tageslicht zu holen und diese verborgenen Schätze bekannt zu machen.
In dem historischen Gemäuer eines ehemaligen Klosters von Klarissinnen, erbaut mit Steinen der Festungsmauer der Römer, war die Akustik glasklar.
Auf der Oboe ließ Parmida Soltani ein Klagelied von Poulenc ertönen und beendete das erste Lied mit einem tiefen Seufzer.
Lynn Rabael Poppke, Querflöte, spielt nur mit Frauen, wie hier mit Qianyi Zhu, Gitarre. Die schmunzelnden Augen Lynns zur Lateinamerikanischen Musik lassen uns förmlich die Café Szene von Astor Piazzolla vor unserem inneren Auge entstehen. Wie die Cafébesucher*innen kommen, sich umschauen, miteinander reden und wieder gehen.
Die Fingervirtuosin Ani Ter-Matirosyan ließ die Fantasie Impromtu von Chopin wie eine Feder durch den Raum schweben. Ihr ganzes Wesen war in der Musik während Dilara Sahin am Cello die Sonate in g-Moll von Rachmaninov mit zärtlicher Hingabe spielte.
Heidi Esser, Präsidentin des Kölner Clubs, Monique Gächter, Welt-Vizepräsidentin der nördlichen Hemisphäre und Dorette Schuppert, nahmen uns in ihren Ansprachen mit auf die Reise des Lyceum Clubs seit seiner Gründung. Gerade die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war für die deutschen Frauen sehr schwer. Aber da die Idee des Clubs genau darin besteht, ein Netzwerk zu sein, sich freundschaftlich zu unterstützen und sich gegenseitig zu stärken, wurden die deutschen Frauen 1965 wieder mit offenen Armen aufgenommen. Außerdem hat der Club seit seiner Gründung auch soziale Verantwortung für alleinerziehende Mütter und die Kinder, die am Rande der Armutsgrenze leben, übernommen.
Natalia Iliukhina, Gesang, und Heather O‘Donnell, Klavier, interpretierten das Stück Gewünscht, von Natalia komponiert, indem sie Sehnsucht und Freude zugleich besingt und ihrer Heimat, der Ukraine, widmet. Temperamentvoll und zart zugleich geht die Musik bis ins Mark. Heather ist Musikerin, Psychologin und setzt sich mit dem Verein TGR The Green Room für Künstler*innen durch Wohnmöglichkeiten, Kurse, Workshops und Einzelberatung ein.
Zum Abschluss führten uns Laura am Klavier, und Anna, mit einer raumfüllenden Stimme, noch einmal durch einen Garten voller Überraschungen. Stücke von Alma Mahler, die bei ihrer Eheschließung unterschreiben musste, dass sie nicht mehr komponieren werde, wechselten sich ab mit humoristischen Kostproben von anderen Komponistinnen.
Ein gelungener Abend, mit wunderbarer Musik, herzlichen Begegnungen, freudigem Wiedersehen und dem Wunsch nach MEHR!