Von Marianne Lennartz
In Rabat werden die Straßen mit Palmwedeln gefegt!
Das war das erste, was mir aufgefallen ist, als wir im Taxi vom Flughafen zu unserem Quartier in Rabat fuhren. Die Abelein-Damen und ich hatten keine Zimmer im Tagungshotel sondern in einem Riad in der Medina (Altstadt) von Rabat gebucht. Ein Riad ist ein Haus mit einem Innenhof, bzw. Garten, ähnlich wie ein Atriumhaus, aber mehrere Etagen hoch. Die Zimmer, deren Fenster und Türen alle zum Innenhof zeigen, sind relativ schmal. Wir waren bei unseren Stadtführungen und zum Essen in mehreren Riads, meist mit sehr großen Innenhöfen, in denen bequem über 100 Personen bewirtet werden konnten, alle prächtig ausgestattet mit bunten Mosaiken, Stuck und Schnitzereien aus Zedernholz. „Unser“ Riad war kleiner und nicht ganz so prächtig. Wir wohnten wie private Gäste in zwei der fünf vermieteten Räume. Das Bad hatte keine Mosaikfliesen; stattdessen Wände, Fußboden und Dusche aus Tadelakt. Das ist die bei den Berbern seit Jahrhunderten übliche Technik, Brunnen oder Zisternen wasserdicht zu machen. Dabei wird Kalkputz immer wieder verdichtet und anschließend mit Seife (!) behandelt, dabei entsteht diese wasserdichte und fugenlose Oberfläche, die sich fast seidig anfühlt.
Bei den Stadtführungen durch Rabat hatten wir das Glück einen Stadtführer zu haben, der in der Medina aufgewachsen ist und dort einige Leute kannte. So durften wir kurz in den Kindergarten hinein: Die Kleinen guckten von einer Empore auf uns, riefen „Hello“ und „Bye-Bye“ und lachten sich dabei halb kaputt.
Außerdem waren wir in einem Riad, das als WG an Erasmus-Studenten vermietet war. Dort war es dann nicht so ganz herausgeputzt und zu guter Letzt waren wir noch in dem Privathaus einer alten Dame. Wir konnten darin auch einen Blick in die um den noblen Innenhof angeordneten Räume werfen, den Salon, den Privatsalon, und das Wohnzimmer. Es ist ein Rätsel wie die langen Sofas, die im Salon an drei Wänden stehen, durch die schmalen Gassen der Medina in die Häuser geschafft werden.
Die Medina von Rabat ist kleiner und etwas übersichtlicher als die von Fès, aber die Seitenstraßen, oder besser: Gassen auch nicht breiter als 2 Meter. Probleme zu unserem Quartier zu finden hatten wir nicht, als Orientierungshilfe diente uns das Werbeschild eines Dentisten mit einem riesigen Gebiss.
Die Straßenschilder sind oft mit drei verschiedenen Schriften zu sehen: Die geschwungenen arabischen Buchstaben, auf Französisch in der uns geläufigen Schrift und in der Schrift einer Berber-Sprache. Die Buchstaben wirken sehr geometrisch es gibt Kreise, Quadrate, Winkel und waagrechte Striche und sie erinnern etwas an die großen Buchstaben im griechischen Alphabet.
Eine praktische Sache in Marokko sind die kleinen Taxis „Petit Taxi“, kleine Autos, die mit einem Taxi-Schild auf dem Dach gekennzeichnet sind und maximal 3 Personen ohne viel Gepäck mitnehmen. In Rabat waren sie alle blau, in Fès rot. Sie sind überall zu finden und wir haben sie meistens angehalten um morgens zeitig im Tagungshotel zu sein. Die etwas 10-minütige Fahrt hat für uns drei zusammen nie mehr als 10 Diram gekostet; das ist noch nicht einmal ein Euro.
Gärten und Parks haben in Marokko einen hohen Stellenwert. So behandelte auch einer der Vorträge beim IALC-Kongress dieses Thema. Man konnte aber auch gar nicht übersehen, wie sogfältig die Grünanlagen in Rabat gepflegt werden; überall waren Gärtner am Werk. Als schattenspendende Bäume stehen an den Straßen häufig in Form geschnittene Orangenbäume (mit Früchten) oder auch Ficus Benjamini, der bei uns als Zimmerpflanze bekannt ist, und von dem wir im botanischen Garten einige Riesenexemplare bewundern konnten. Im schönen Garten des Tour Hassan Hotels fand auch der Begrüßungscocktail statt, wo wir uns am Abend bei Pfefferminztee, Orangensaft, und süßen Häppchen mit den Lyceum-Freundinnen aus aller Welt austauschen konnten. Die bei weitem größte Delegation kam aus Frankreich, sodass wir reichlich Gelegenheit hatten unser Schul-Französisch etwas auf zu frischen. Es ist überhaupt eine sehr schöne Erfahrung, dass man bei den Treffen sich mit allen Damen gut unterhalten kann. Es findet sich immer ein Thema.
Erwähnt werden muss auch die grandiose Begrüßung beim Galadinner: Zwei Gardisten zu Pferd in weißen Uniformen mit Pluderhosen am Eingang, Trommeln, Rasseln und Fanfaren, dazu die vergnügt tänzelnden Lyceinnen aus Rabat in ihren wunderschönen Fest-Kaftans und – selbstverständlich – Teppiche auf dem Weg zum Eingang … es war richtig was los!