Von Heidi Esser
Am Freitag, dem 04. November war es dem Kölner Lyceum Club eine große Freude Frau Karin Feuerstein-Praßer zu einem Vortrag über zwei Präsidentinnengattinnen in den Clubräumen begrüßen zu dürfen.
Zwar hatte das Grundgesetz 1949 die Aufgaben des Bundespräsidenten präzise umschrieben, doch die “First Lady” an seiner Seite musste ihre Rolle selbst finden.
Frau Feuerstein-Praßer berichtete sehr eindrucksvoll über das Leben und Wirken der beiden ersten „First Ladies“.
Elly Heuss-Knapp war weitaus mehr als die erste First Lady der Bundesrepublik an der Seite des Bundespräsidenten Theodor Heuss. Bevor sie diese Rolle übernahm, hatte sie sich bereits als Sozialreformerin, Publizistin, Werbefachfrau und Politikerin profiliert.
Am 25. Januar 1881 in Straßburg geboren, legte sie schon mit 18 Jahren das Lehrerinnenexamen ab und gründete kurz darauf eine kleine Privatschule. 1905 begann Elly Knapp in Freiburg als eine der ersten Frauen mit dem Studium der Volkswirtschaft, das sie in Berlin fortsetzte. Ihren Schwerpunkt legte sie auf die Sozialpolitik.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten traf das Ehepaar Heuss mit dem Verlust fast aller Einkünfte existentiell. In dieser Situation wechselte Elly Heuss-Knapp das Metier und ernährte die Familie als Werbetexterin. Sie warb nun für Hautcreme und Hustenpastillen und revolutionierte mit Radiospots und Werbefilmen die Reklamebranche.
Elly Heuss-Knapp setzte sich intensiv für das Müttergenesungswerk ein. Mit ihren Aktivitäten begründete sie die Tradition, dass alle „First Ladies“ in der Bundesrepublik die Schirmherrschaft für das Müttergenesungs-werk übernehmen und sich für soziale Einrichtungen engagieren.
Elly Heuss-Knapp starb am 19. Juli 1952 im Alter von 71 Jahren in Bonn.
Wilhelmine Keuthen wurde am 9. Mai 1885 im Sauerland geboren. Sie wurde zunächst Volksschullehrerin und unterrichtete in Hamm, legte aber bald eine Ergänzungsprüfung für den höheren Schuldienst ab und begann 1911 das Studium der Mathematik, Philosophie und Germanistik in Münster. Danach unterrichtete sie an Gymnasien, unter anderem in Berlin, wo sie Heinrich Lübke kennen lernte. 1929 heiratete Wilhelmine den neun Jahre jüngeren Heinrich mit 45 Jahren und gab ihren Beruf auf. Sie lernte mehrere Fremdsprachen, was ihr später als First Lady zugute kam.
1953 führte die politische Karriere Heinrich Lübke nach Bonn, so dass auch Wilhelmine die Bundeshauptstadt ebenso wie das internationale Parkett kennen lernte. Als ihr Mann 1959 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war sie daher gut vorbereitet.
Während ihrer Zeit in Bonn entstand der Kontakt zum Kölner Lyceum Club, dessen Ehrenpräsidentin sie 1962 wurde.
So wie der Name von Elly Heuss-Knapp mit dem Müttergenesungswerk verbunden ist, steht Wilhelmine Lübke für das Kuratorium Deutsche Altershilfe, das – über die damals bestehenden Alten- und Pflegeheime hinaus – bis heute für die Einrichtung von Altenwohnheimen, Essen auf Rädern und Hauspflegediensten sorgt. Wilhelmine Lübke starb 1981 in Bonn.
Wir konnten an diesem informativen Nachmittag einiges neues über die Präsidentinnengattinnen erfahren, die mehr waren als nur ein „schmückendes Beiwerk“ und freuen uns auf weitere Portraits.