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Wie man prähistorische Gesellschaften erforscht

9. November 2022

Von Aleksandra Kruglova

Wer hat eigentlich behauptet, dass in geraumer Vorzeit die Männer immer gejagt und die Frauen gesammelt haben? Warum erklären wir uns aktuelle, vermeintlich unveränderliche Unterschiede der Geschlechter – er kann kein Multitasking, sie kein Einparken – mit dem Blick auf die Vorzeit? Und wie weit können wir unseren Schulbüchern, letztlich unserem aktuellen Blick auf die Geschichte von Mann und Frau trauen?

Um diesen und vielen weiteren Fragen nachzugehen, traf sich am Abend des 14.10. eine gemütliche Runde aus Beginen, Lyceinnen, Interessierten und Fachfrauen. Organisiert von Brigitte Schäfer, Beirätin im ILC Köln und Begine, waren zwei Frauen von femArc, dem Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen, eingeladen worden. Die Vortragende Frau Gisela Schulte-Dornenberg führte uns in das Thema ein mit zahlreichen Fakten und einigen Anekdoten aus ihrer langjährigen Erfahrung als Kulturspezialistin, Archäologin und Informatikerin und als eine der Mitbegründerinnen von femArc. Ihre Kollegin, Frau Jana Fries, fiel leider krankheitsbedingt aus. Ihr Gegenüber in der Diskussion war Aleksandra Kruglova, Archäologiestudentin und Beirätin im ILC Köln.

In ihrem Vortrag erläuterte sie uns zunächst die Gefahr, archäologische Sachverhalte ohne genügend Abstand zu den eigenen Vorstellungen zu interpretieren und die eigene Lebensrealität in die Vergangenheit projezieren zu wollen. “Das war schon immer so und wird deshalb auch immer so bleiben” zeigte sie uns schnell als fadenscheiniges Argument auf: Wenn es bspw. um die Vorzeit mit den ebenfalls jagenden, Kunst schaffenden Frauen oder um die sibirischen Skelettfunde zweier Mädchen mit Speeren als Grabbeigabe ging. Die Rollenverteilung der Frühzeit, mit der auch heute noch jedes Kind aufwächst, wird bereits seit Längerem in der Forschung angezweifelt und immer wieder durch archäologische Sachverhalte widerlegt. Dennoch hält sich diese antiquierte Vorstellung noch in Schulbüchern, populärwissenschaftlichen Medien und vor allem in unseren Köpfen.

Mit Blick auf die Forscherherrschaften früherer Jahrhunderte, die in der Vergangenheit das Ideal ihrer bürgerlichen Familie bestätigt sahen, ermahnte uns Frau Schulte-Dornberg zum selbstkritischen, distanzierten Blick. Dieser betraf auch die binäre Unterteilung in zwei Geschlechter, zu denen es bereits in geraumer Vorzeit sozial gesehen Alternativen gab. Verschiedene Gräber mit Grabbeigaben eher ‘weiblicher’ und ‘männlicher’ Natur belegen uns ein Spektrum, das keineswegs eine Erfindung der Moderne ist.

Daran anschließend schlug unser Gast eine Brücke zu den modernen Forschungsbedingungen – wer forscht heute wie in der Archäologie? Diese Fragestellung war besonders spannend, konnte unsere Referentin und femArc-Frau ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und auch von ihren Anfängen in der Archäologie erzählen, als “Feministin” eher noch als eine Beleidigung galt und die universitäre Archäologie vor allem von den Herren Professoren geprägt wurde. Der Blick auf aktuelle Statistiken verrät, das sich im Laufe der letzten Jahrzehnte jedoch einiges getan zu haben scheint, wenn man zumindest die annähernd paritätisch besetzten Professuren in der Archäologie betrachtet. Dennoch muss – auch hier – noch viel Arbeit geleistet werden, wenn es bspw. um die Unterstützung von promovierenden Frauen oder denjenigen mit Karriere und Kindern geht.

Doch gerade durch diesen vielseitigen, spannenden Vortrag an diesem Abend wurde uns deutlich, dass die Forschung voranschreitet. Dass sich Frauen, aber auch immer mehr aufgeweckte Männer, von starren und überholten Rollenvorstellungen emanzipieren. Dass die Archäologie als Wissenschaft sich und ihre Methoden selbstkritisch hinterfragt und dadurch mehr Perspektiven auf eine vielseitigere Vergangenheit gewinnt. Und dass bei jeder archäologischen Fragestellung wohl am Ende noch mehr Fragen offen sind als am Anfang.

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