Deutschlandtreffen der Internationalen Lyceum Clubs vom 29.09.-01.10.2017 in Köln.
Beitrag von Christiane Möschle.
„Jeder Club sollte Verfechter und Propagandist seines Landes sein, um seine schönsten Kunstwerke, Literatur und Musik vorzustellen.“ So formulierte unsere Clubgründerin Constance Smedley eine der Aufgaben des Lyceum Club in ihren Memoiren „The Crusaders“.

Diesem Motto fühlten wir uns als gastgebender Lyceum Club verpflichtet und freuten uns, dass Mitglieder aus fast allen deutschen Clubs unserer Einladung zum Deutschlandtreffen 2017 gefolgt sind, um unsere Stadt, die Menschen, die Kultur und die rheinische Mentalität kennen zu lernen.
Als besondere Gäste konnten wir die Internationale Präsidentin Ingrid von Rosen aus Stockholm, unsere Föderations- präsidentin Marianne Ziegler, sowie Maiju Kirjavainen und Maija Lipasti aus unserem Partnerclub Turku begrüßen.
Bei einem Stadtrundgang, einer literarischen Domführung und einer frauenhistorischen Rheinfahrt wurden uns und unseren Gästen die Besonderheiten unserer Stadt näher gebracht. Doch auch die Kunst kam nicht zu kurz. Bei einer Führung in der Basilika St. Andreas konnte der von Markus Lüpertz gestaltete Fensterzyklus besichtigt werden, und bei einer Führung durch die Modegeschichte im Wallraf- Richartz-Museum betrachteten wir die Malerei der Renaissance mit ganz anderen Augen.
Im Herzstück des historischen Rathauses, im Hansasaal, empfing uns die stellvertretende Oberbürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes.

Ingrid von Rosen, Marianne Ziegler, Heidi Esser
Der Hansasaal gehört zum wertvollsten Interieur des Rathauses. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde, nachdem er im Zweiten Weltkrieg abbrannte, wieder hergestellt. Nur die Wand an der Südseite des Saales ist noch im Originalzustand. An ihr werden die „Neun guten Helden“ dargestellt, jeweils drei mächtige Vertreter der „Heilszeitalter“ des Augustinus: die
Heiden Alexander der Große, Hektor und Julius Cäsar, die Juden Judas Maccabeus, David und Josua und die Christen Gottfried von Bouillon, König Artus und Kaiser Karl der Große, wie uns die Protokollchefin der Bürgermeisterin anschaulich erklärte.
Beim Abendessen im historischen Brauhaus Früh am Dom führte uns ein Ober-Köbes in die Geschichte des bekanntesten Brauhauses der Stadt ein und machte uns gleichzeitig auf sehr amüsante Art und Weise mit der Kölner Mentalität vertraut.
Höhepunkt des Treffens war der festliche Abend im Hotel Maritim. Im Restaurant Bellevue im 5. Stock des Hotels konnten wir in schöner Abendstimmung auf der Terrasse ein Glas Sekt und das herrliche Panorama genießen.
Im Anschluss dankten fünf Stipendiatinnen aus den Clubs Berlin, Frankfurt-Rhein-Main, Köln und Stuttgart mit einem Konzert für unsere Unterstützung. Zum
ersten Mal haben sich Stipendiatinnen aus deutschen Clubs zusammen gefunden, um gemeinsam zu musizieren.
Auch der Lyceum Club sagte DANKE, nämlich dem Arbeitskreis Kölner Frauenverbände. Mit einer Spende in Höhe von 900 Euro, die unsere Präsidentin Martina Rades der Vorsitzenden Dr. Marita Alami überreichen konnte, leisten die deutschen Clubs ihren Beitrag, dass die wichtige Arbeit im Namen der Frauen und für die Frauen weiterhin gewährleistet sein wird.
Der AKF organisiert öffentlichkeitswirksame Veran- staltungen zu frauenspezifischen Themen und beteiligt sich aktiv am Internationalen Frauentag. Der ILC Köln war 1909 Gründungsmitglied des AKF. Berührungs- punkte von Kultur mit der Politik lassen sich auch im Lyceum Club nicht ohne Weiteres ausklammern. Constance Smedley war selbst aktive Frauen- rechtlerin. Emanzipation und Feminismus haben also Tradition im Lyceum Club. Sie sah im kreativen Schaffen ein Mittel zur Förderung friedlicher Beziehungen und gleichzeitig eine Triebfeder für soziale Reformen. Sie war davon überzeugt, dass die Schaffung eines kulturellen Clubs, der dem Drang nach Emanzipation entgegenkommt, ein lohnendes Unterfangen ist. Constance Smedley hatte die Vision von Kunst als Mittel für soziale Veränderungen.
Treffen wie das Deutschlandtreffen tragen einerseits zum Kennenlernen anderer Kulturen bei. Andererseits bieten sie ein Forum, um auf die Ziele und Aufgaben des Lyceum Clubs aufmerksam zu machen, was uns ein besonderes Anliegen war. Mit der Schaffung eines internationalen Netzwerkes, den Weiterbildungs- möglichkeiten sowie der Förderung weiblicher Talente jeden Alters haben die Gründerinnen des Lyceum Clubs Pionierarbeit geleistet. Ihnen haben wir es mit zu verdanken, dass die Rolle der Frau an den Universitäten, in der Berufswelt, in Kultur, Wissenschaft und Politik immer mehr an Gewicht gewonnen haben. Eigene Netzwerke sind von enormer Wichtigkeit für die soziale Entfaltung der Frauen, der Durchsetzung ihrer Rechte und ihrer Teilhabe am öffentlichen Leben. Sie sind Quelle der Ermunterung und der Energie. Sie verhelfen zu einer Machtstellung, die sie im Alleingang nur schwer erreichen können. Solidarität unter Frauen, die Mobilisierung ihrer Kräfte und Qualitäten sind Garanten ihres Erfolgs. Sie sind das beste Mittel, ihre Ziele zu verwirklichen und den ihnen zustehenden Platz in der Gesellschaft zu erlangen. Der Lyceum Club hilft, diesen Geist mitzutragen. Der Lyceum Club ist eine kulturfördernde Organisation, im speziellen fördert er Frauenkultur. Seit seinem Bestehen setzt er sich für die Förderung weiblicher Talente und die Anerkennung ihrer literarischen, musikalischen und künstlerischen Werke ein.
Wir haben versucht, beim Deutschlandtreffen Anregungen zu geben, wie so eine Förderung aussehen kann und wie sich Kultur und Frauenpolitik verbinden und ergänzen können.
Die vielen Freundschaften und Kontakte zwischen Frauen, die sich sonst nie getroffen hätten, sind ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt gemeinsamer überregionaler und internationaler Treffen, den Sie sicher auch beim Deutschlandtreffen genossen haben.
„Frauenhistorische Rheinfahrt“