Von Heidi Esser
Die Sonderausstellung SUSANNA – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ ist ein Hightlight im Wallraf-Richartz-Museum. Diese weltweit erste Ausstellung zur biblischen Susanna in der Kunst widmete sich einer Erzähl- und Bildtradition, die vor dem Hintergrund der MeToo-Bewegung kaum aktueller sein könnte.
Die weitaus meisten Darstellungen zeigten Susanna beim Bade und damit häufig nackt. Gerade im 16. und 17. Jahrhundert überboten sich die Künstlerinnen und Künstler gegenseitig mit besonders extravaganten Posen und Perspektiven auf ihren entblößten Körper. Schon damals war die Zulässigkeit von Nacktheit in der Kunst ein kontrovers diskutiertes Thema.
Susanna wird zum Opfer einer bösartigen Erpressung. Soll sie den Alten zu Willen sein oder sich als Ehebrecherin verleumden lassen?
In einigen Bildern richtet Susanna ihren Blick unmittelbar auf die Betrachtenden. Dieser Blickkontakt kann unterschiedlich bewertet werden; auch wenn die Betrachtenden um die Unschuld Susannas wissen, der Blick wirkt wie ein stummer Schrei.
Beim anschließenden Mittagessen entstand ein reger Austausch darüber, wie aktuell die Themen und Fragen der alten Meister immer noch sind.